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Concert review: Kurier (Austria)

Kurier (Austria), 25 March 2015

Die Frau, die mit den Elementen ringt

Kritik. Pianistin Hélène Grimaud bat zu energischen Wasserspielen und einem forschen Brahms

Kurier
25 Mar 2015

VON PETER JAROLIN

Dass Hélène Grimaud die Natur über alles liebt, ist hinlänglich bekannt. Nicht erst seit ihrem Engagement für Wölfe oder der Gründung ihres Zentrums für Umwelterziehung ist die französische Starpianistin Fauna und Flora eng verbunden. Und auch den Elementen, was sich sogar in Konzertprogrammen niederschlagen kann.
Auch im Wiener Musikverein, wo Grimaud zu musikalischen Wasserspielen bat und sich dabei am Klavier auch gegen Husten und Handys behaupten konnte. Luciano Berios „Wasserklavier“als Auftakt, gefolgt von Takemitsu, Fauré, Ravel, Albéniz, Liszt, Janácek und Debussy – Grimaud hat kurze, pointierte Stücke dieser Komponisten zu einer klugen, etwa einstündigen „Symphonie des Wassers“für Klavier zusammengestellt.
Geschlossene Augen
Und Grimaud war auch in Wien bei der (pausenlosen) Darbietung in ihrem (diesfalls nassen) Element. Energisch im Anschlag, fordernd im Ausdruck und – wie so oft – fast mit geschlossenen Augen spielend: Grimaud zog alle Register ihres Könnens.
Da geriet keine Piece lieblich oder freundlich vor sich hin plätschernd; Hélène Grimaud präsentierte einen fesselnden Kampf mit dem (und wohl auch um das) Wasser. Existenziell, anspruchsvoll, vielschichtig und markig-virtuos. Die zwischen einzelnen Tönen bewusst hörbar eingesetzten Atemzüge der Pianistin waren Teil der Gesamtinszenierung.
Auf festem Boden fanden sich Künstlerin wie Publikum nach der Pause bei der zweiten Klaviersonate (fis-Moll) von Johannes Brahms wieder. Auch hier keine selbstverliebte, technisch perfekte Tändelei – bei Grimaud geht es immer zur Sache, geht es sprichwörtlich ans Eingemachte, wird das Klavierspiel letztlich Teil eines (künstleri- schen) Überlebenskampfes der Superlative.
Brahms geerdet, forsch, radikal auf die Essenz, den emotionalen Ausdruck heruntergebrochen – ganz nach dem Motto: Gemütlichkeit war gestern, jetzt aber wird es ernst. Fabelhaft, wie energisch Grimaud den ersten Satz modellierte, wie expressiv das Andante klang. Auch im Scherzo und im präzise auf den Höhepunkt hingesteuerten Finale wusste die Künstlerin zu überzeugen.
Das Publikum jubelte zuletzt frenetisch und wurde daher noch mit drei Zugaben (von Debussy bzw. Brahms) beschenkt.

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